FISCHEREIVEREIN
BOZEN

FISCHEREIVEREIN
BOZEN

Geschichte der Fischzucht

Die steigende Beeinträchtigung des Lebensraumes der Fließgewässer durch die Gewässerverbauung, die Verschmutzung und die Wasserkraftnutzung wirkte sich ab der Mitte des 19. Jh. und ganz besonders in der zweiten Hälfte des 20. Jh. in einem drastischen Rückgang des Fischbestandes und spezifisch der einst weitgehend zusammenhängenden Population der Marmorierten Forelle aus. Dazu kamen die intensiven Besatzmaßnahmen mit standortfremden Salmoniden - Bachforellen (belegte Einbürgerungen gehen bis ins Mittelalter zurück) und Seeforellen aus jenseits der Alpen, Regenbogenforellen und Bachsaiblinge aus Nordamerika, welche eine weitere, massive Verfremdung des heimischen Fischbestandes hervorriefen.

Anhand der erläuterten Entwicklung wurde bereits in den ersten bekannten Statuten des Fischereivereins Bozen (1908) die Absicht festgehalten, eine Fischzucht zu errichten (…durch seinerzeitige Errichtung einer Fischbrutanstalt in Bozen…). Die Marmorierte Forelle (damals noch meistens als Etschforelle bekannt) stand allerdings noch nicht spezifisch im Mittelpunkt. Zwei Weltkriege und die Bescheidenheit der eigenen finanziellen Mittel ließen keine schnelle Verwirklichung des Vorhabens zu. Erst einige Jahre nach dem 2. Weltkrieg befassten sich die Mitglieder unter der Führung des damaligen Präsidenten, Herrn Alfred Reichl, erneut mit der alten Idee, eine eigene Zuchtanlage zur Erzeugung von Besatzfischen aufzubauen, diesmal jedoch ganz spezifisch auf die Marmorierte Forelle gezielt.

Die dazu benötigte Grundfläche wurde in Birchabruck (Eggental, Gem. Deutschnofen) gefunden und in Pacht genommen. Die erste Anlage (1955) setzte sich aus einem Bruthaus (gleichzeitig Vereinssitz) mit Brutkästen und einigen Erdbecken im Außengelände zusammen. In den nachfolgenden Jahrzehnten wurde die Anlage immer wieder umgebaut.

Die ersten Schritte der Vereinsmitglieder als Fischzuchtbetreiber wurden durch viel Mühe und Frust geprägt. Der Fang der Mutterfische im Bereich der traditionellen Laichplätze des Eisackflusses – dorthin ziehen auch Reproduktoren aus der Etsch - so wie die künstliche Befruchtung des reichlich gewonnenen Rogens (bis zu 600.000 Eier und mehr) waren relativ erfolgreich, doch die Erbrütung der Eier und die Aufzucht der jungen Forellen über einige Wochen bzw. Monate bis zur Erreichung der geeigneten Größe als Besatzmaterial wurden jahrelang durch drastische Sterblichkeitsraten gekennzeichnet: Dadurch wurde die Überzeugung des Vereins sehr hart auf die Probe gestellt. Besonders schwierig erwies sich die Anfütterung der Brütlinge, welche vielfach - aus Verzweifelung - unmittelbar vor oder nach der kompletten Erschöpfung des Dottersackes in die Gewässer ausgesetzt wurden.

Erst in den 70-iger Jahren konnten durch gewisse Umstellungen der Anlage, Anpassungen der Zuchtmethoden und des Futtermittels so wie durch die inzwischen gewonnene Erfahrung der Vereinsmitglieder nennenswerte Erfolge verzeichnet werden.

In den 80-iger und 90-iger Jahren (Präsident: Toni Hofer) nahm die Produktion von jungen Besatzforellen, auch durch die Gründung eines eigenen Reproduktorenstocks, sehr stark zu und erreichte bis zu über 800.000 Eier und 5-600.000 Brütlinge.

Nach der Einführung im Jahre 2002 (Präsident: Dr. Joachim Dalsass) einer sehr strengen Auslese der Reproduktoren sank die Anzahl der erzeugten Eier und Brütlinge kurzfristig bis auf ein knappes Drittel der vorhergehenden Werte (2002: 223.000 Eier). Inzwischen ist der Trend wieder positiv mit einer deutlich steigenden Produktion in Höhe von (2006) mehr als 400.000 Eiern im Jahr. Damit als Besatzmaterial keine hoch-spezialisierten Zuchtfische erzeugt werden, bleibt der fischzucht-interne Produktionszyklus weiterhin und gezielt offen: Ca. 50% der jährlich abgestreiften Rogner und 100% der Milchner sind Wildfische, welche im Eisack gefangen werden.

Der Reproduktorenstock, welcher allmählich erneuert wird, stellt für den Fischerverein, unabhängig von der jeweiligen Herbstwitterung (gelegentliches Hochwasser im November!), die Garantie einer minimalen Jahresproduktion von ca. 200.000 Eiern dar. 10 bis 25% unserer Jahresproduktion (Rogen, Brütlinge) wird seit Jahrzehnten anderen Fischereivereinen zur Verfügung gestellt. Genauso wurde auch die Landesfischzucht für einige Jahre während der Aufbauphase aus unserer Aufzucht beliefert.